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Der Gau Dersaburg

Die oben näher beschriebene "alte Borg" liegt in der Mitte des Gaues Dersaburg. Karl der Große theilte das Land der Sachsen in Gaue ein. Er beabsichtigte die freie Verfassung der Sachsen in eine monarchische umzuändern. Deshalb theilte er das Land in geistlicher Hinsicht in Bisthümer und Abteien, und in weltlicher in Gaue ein. An der Spitze eines Gaues stand der Gaugraf, welcher die Civil-, Militair- und Gerichtsverwaltung in Händen hatte. Man nimmt an, daß jeder Gau einen Hauptort hatte, von dem er seinen Namen ableitete. Ob die Dersaburger Mark ihren Namen dem Gau Dersaburg verdankt oder umgekehrt, ist wohl nicht festzustellen. Die Gaueintheilung als Schöpfung der Karolinger hat unter unsern Vorfahren nie so recht Wurzel gefaßt und schwindet deshalb auch so bald in der Geschichte. In Bezug auf Grenzen hat sie viele Schwierigkeiten gebildet. Die politische Eintheilung kann kaum 300 Jahre gedauert haben. Jedenfalls war die Dersburger Mark und die Hauptburg (Volkswehr), die oben näher beschriebene "Borg", vorhanden und danach ist der Gau benannt. Diese "alte Borg", welche in der Mitte des Gaues liegt und fast den ganzen Gau überragt, hat ein sehr hohes Alter, welches über unsere Landesgeschichte hinausgeht und in die römische Geschichte zurückzuführen ist. Sie ist wohl eines der ältesten Denkmäler in der ganzen Gegend. Karl der Große war im Gau Dersaburg, Desburg, Dersburg im Jahre 783, als er Widukind besiegte. Später durchzog er ihn verwüstend. Der Gau umfaßte den südlichen Theil des Großherzogthums Oldenburg, nämlich die Gemeinden Damme, Steinfeld, Neuenkirchen, Holdorf, Lohne, Dinklage und die Stadt Vechta, und erstreckte sich in das Hannoversche bis nach Hunteburg, ferner über Vörden hinaus bis in's "Weiße Feld" und bis nach Bersenbrück, über Gerde, Grönloh, Dreele, Hastrup. In der Nähe der alten "Borg" liegt der Meierhof zu Bokern. Meier war ein bischöflicher Redemeier. Sein Gutsherr, der Bischof von Osnabrück, legte später die Oberholzgrafschaft zu dem Amte Börden und ließ Meier die Unterholzgrafschaft, Schätzungs-Freiheit und freie Jagd. Der alte bischöfliche Meierhof zu Bokern besteht jetzt aus zwei großen Meierhöfen, Meyer Holzgräfe zu Bokern und Meyer zu Bokern. Wann die Theilung geschehen, ist unbestimmt. 1500 waren beide Höfe schon längst vorbanden.
851 übernachteten die Reliquien des h. Alexanders-in Villa Bochorna im Gaue Dersaburg.
Ferner geschieht dieses Gaues Erwähnung in der Urkunde des Kaisers Otto II. vom Jahre 980, in welcher er dem Kloster Memleben verschiedene Güter schenkt, unter andern den Hof Laon im Gaue Dersaburg. Dieser Hof ist jedenfalls das jetzige Lohne, indem im Osnabrücker und Dammer Dialecte das Wort jetzt noch Laon ausgesprochen wird.
In den Traditiones Corbej kommt eine Bauernstelle in Dersaburg vor: "Tradidit Brununardus pro
Filio suo mansum unum cum familia in Desburg."
Genannte Abtei besaß mehrere Bauernhöfe in unserm Gaue, besonders den Meierhof in Seeligenhofe, sowie verschiedene in Grapperhausen und Astrup.
In Sandhoffs Urkunden findet man 1245 Kal. Martii domus de Nienkerken in Dersborg; 1248 IV.
idus May Fridericus comes liberorum in Dersborch. 1285 die C. Valentini item in parochia Nienkerken super Dersborg. In den Lehnsregistern der Osnabrücker Bischöfe heißt es öfters: in parochia. Nienkerken super Dersborg.
Von folgenden Grafen ist im Gau Dersaburg die Rede. 1222 verzichtete Hermann von Blankena auf das Lehnsrecht über die Höfe Holdorpe, Meyer zu Oster-feine mit den dazu gehörenden Stellen Bowing zu Osterdamme und Wichmann zu Oythe.
1238 verkaufte Graf Otto von Vechta eine Bauernstelle zu Rüschendorf an das Kloster Bersenbrück für 38 M., 1245 schenkte die Gräfin Sophie, Wittwe des Grafen Otto, und ihre Tochter Jütte dem Kloster Bersenbrück ihre Johannes-Stelle zu Rüschendorf. Die Grafen von Vechta besaßen um diese Zeit wahrscheinlich eine Burg zu Damme, welche der Grafenhof genannt wurde.
1247 am 28. Februar verkauften die Söhne von Cuno, Grafen zu Diepholz auf der Burg Mückenborg zu Damme, eine Stelle zu Rüschendorf an das Kloster zu Bersenbrück für 25 M. Die Mückenborg-Müggenborg lag an der Mühlenstraße, am Bache, eine dort liegende Kötterei führt noch jetzt den Namen.
1296 den 23. Juni verpfändete der Bischof von Osnabrück einen Zehnten im Kirchspiel Damme, welcher im Besitze eines Gerhard von Wackenhem gewesen war, dem Grafen Rudolph von Diepholz. In demselben Jahre gab der Graf von Tecklenburg dem Grafen Rudolph und seinem Bruder Conrad den Meierhof zu Nellinghof zum Lehen. Der Hof wurde jedoch später gegen eine Stelle in Damme und mehrere aus anderen Gemeinden wieder eingetauscht.
Rudolph von Diepholz war verheirathet mit Agnes; aus welcher Familie dieselbe war, ist nicht bekannt. Sie starb 1284 ohne Leibeserben und wurde im Kloster Bersenbrück begraben. Rudolph schenkte zu ihrem Seelenheile am 14. Februar 1285 an dieses Kloster eine Bauernstelle zu Handorf und den Zehnten von zwei Stellen in Damme, von einer in Ihlendorf, von einer in Hinnenkamp, von einer in Mühlen, von Saalfeld's Stelle, von Blomendahls u.s.w. Diese Zehnten hatte man um diese Zeit schon in eine feste Rente verwandelt.
1291 leistete Rudolph dem Bischöfe Conrad in Osnabrück Hülfe in einer Fehde gegen den Grafen Everhard von der Mark und erhielt dafür 1292 u.a. den Zehnten von vier Stellen zu Rüschendorf, von zwei zu Ihlendorf, von einer zu Kemphausen.
1321 forderte Rudolph Stedepennige Stättegeld von den Münster'schen Unterthanen auf Kirmessen und riß gewaltsamerweise eine große Strecke des Dümmersees und des Huntebruches an sich.
1332 kaufte Rudolph das Gogericht zu Damme.
1412 vertauschte Johann, Edler von Diepholz an Johann von Lohne eine Raven Stelle zu Damme gegen Wehebrinks Stelle zu Ihorst.
1520 hatten Vechtaische Jäger in der Wildbahn von Diepholz ein Reh geschossen und wurden gefangen genommen. Die Diepholzer Wildbahn erstreckte sich bis auf den Meierhof in Osterfeine und auf den Kirchhof zu Damme. Die Grafen von Diepholz hatten nämlich in Damme viele Hörige und Lehnpflichtige. Graf Otto von Tecklenburg und seine Beamten raubten viel, in unserer Gegend plünderten sie u. a. 1364 Haver-becke.
Den Mittelpunkt des Gaues bildete die alte "Borg". In nächster Nähe derselben liegt die Borgmanns Stelle, früher Johanns Erve tor Borch oder Dersborch, jetzt Desenburg genannt. Ueber diese Dersborch finden sich noch verschiedene Lehnsbriefe, welche dem zeitigen Besitzer der Pastorat in Damme ausgestellt sind.
Es sind folgende:

1. Von Conrad von Ritberg, Bischof zu Osnabrück von feria tertia post dominicam Reminiscere 1484, auf Hermann von Ederen, Kerkherrn tho Damme über die Derßborch hallf.

2. Von dem Bischof Erich, geb. Herzog zu Braunschweig, vom Montage nach Vitus 1500 auf denselben.

3. Von dem Bischöfe Franz von Waldeck auf Johann Guetliken, Kerkherrn tho Damme von feria tertia post Bonifacii 1534 über die Derßborch hallf offte mit Johanns Erve thor Borch mit allem Zubehör, belegen in der Burschopp tho Holdorpe.

4. Von dem Erzbischofe Heinrich geb. Herzog zu Sachsen, vom 11. Februar 1584 auf Amelung von dem Busche Possessor der Kirche zu Damme desgleichen.

5. Von dem Bischöfe Bernhard vom 4. Juli 1590 auf Johann Voß, Bevollmächtigten des Possessors der Kirche zu Damme, desgleichen.

In der Urkunde 3 ist der Ausdruck gebraucht: "Deersborch half offte" u.s.w., was wahrscheinlich darauf hindeutet, daß sich vielleicht noch Befestigungswerke auf der Burg befanden, und daß der Bischof sich wahrscheinlich das Oeffnungsrecht reserviren wollte. In den beiden ersten Urkunden ist von der "Dersborch half" die Rede, welches sich wohl auf Johanns Erve tor Borch bezieht, vielleicht, ist die andere Hälfte Leerholt, welches damals schon zu Nienhausen gehörte. Die Desenburg liegt mitten zwischen Borgmann und Leerholt. Nienhausen besteht der Sage nach aus zwei Stellen, Niehaus und Leerholt. Der Lage und Größe nach stimmt dies auch: Niehaus liegt oberhalb an der Chaussee nach Steinfeld, Leerholt unterhalb hart an der Desenburg, beide in demselben Thale, wo auch die andern Höfe liegen. Diese Höfe sind durchweg 70—80 Osnabrücker Malter groß, während Nienhausen mit Leerholt fast doppelt so groß ist. Nienhausen bildet eine Mark für sich, vielleicht ist dieses früher nicht der Fall gewesen und hat es dann eine Mark mit den andern in demselben Thale liegenden Höfen gebildet, jetzt gehören die unterhalb im Thale liegenden Höfe zur Holdorfer Mark. Diese in demselben Thale liegenden und aneinander grenzenden Höfe sind: Niehaus mit Leerholt, Borgmann oder Johanns Erve tor Borg, Hellebusch, Meier zu Escherhausen mit den beiden Mühlen und rechts daranliegend Harpenau; diese Hofe gehörten dem Domcapitel und bildeten eine geschlossene Fläche. Niehaus Stelle gehörte ebenfalls dem Domcapitel, wie auch Heidhaus Stelle an dem Wege von Damme nach Vörden. Erstere ist noch jetzt der Ausdehnung nach die größte Stelle in der Gemeinde Damme, letztere ist parzellirt, die Hünensteine liegen in dieser Stelle und die dortige Gegend heißt noch jetzt: "upen Hedhuse".
Auf welche Weise genannte Stellen in den Besitz des Bischofs und der geistlichen Fonds kamen, ist nicht bekannt. Es liegt die Möglichkeit vor, daß bei dem Verwüstungszuge Karl's des Großen durch den Gau Dersaburg (785) die Bewohner derselben umkamen oder entflohen und die Güter derselben zur Dotation des Bischofs gegeben wurden, oder daß die Besitzer ihre Güter später dem Bischöfe zu Lehen auftrugen. Sie wurden später der Pastorat in Damme übertragen, aber ihr auch wieder entzogen. Nach Aufhebung des Hochstiftes Osnabrück fielen die Besitzungen des Domcapitels an Hannover und wurden von der hannoverschen Klosterkammer verwaltet.
Das Hochstift Osnabrück war in vier Archidiakonate eingetheilt; es besaß davon je eines: 1. der Domdechant, 2. der Dompropst, 3. der Domscholast, 4. der Domküster.
Die Pfarre zu Damme gehörte seit 1221 zu dem Archidiakonate des Domküsters; derselbe war auch Patronatsherr der Kirche zu Damme und als solcher hatte er bei Erledigung der Pfarre das Präsentationsrecht. Der zum Pfarrer vorzuschlagende Geistliche erhielt vielleicht nur dann die Stelle, wenn er Verzicht auf diese Höfe leistete.
Die Domherren in Osnabrück waren nach der Reformation theils katholisch, theils evangelisch. Die genannten Domherren stammten aus Adelsfamilien; von Bar, von Voß, von dem Busche waren wahrscheinlich evangelisch, von Ketteler katholisch. Die Domherren ließen die Pfarre in Damme nach der Reformation durch einen Vicar verwalten, später waren sie nicht mehr alle Geistliche und konnten deshalb nicht Pfarrer werden. Aus diesem Grunde wurden vielleicht genannte Höfe der Pfarre genommen.
In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts wurde die obere Mühle zu Escherhausen von den Hillebranden eingeäschert und in der untern Mühle wurden die Geräthe zerstört. Beide Mühlen wurden von dem damaligen Pastor Ketteler auf eigene Kosten wieder hergestellt.

Text aus dem Jahre 1887 von Franz Böcker

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historische Quellen:
"Die alte Borg"
"Der Gau Dersaburg"



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