Nur wenige Meter nördlich des „Schweizerhauses“ beginnt ein ganz besonderer Wanderweg. Er führt in die Nienhauser Talwiesen.
Bereits nach wenigen Metern gelangt der Wanderer in einen Bereich der Dammer Berge, der zu den schönsten der gesamten Region zählt. Ein Besuch lohnt sich dabei zu jeder Jahreszeit. So laden das Frühjahr und der Frühsommer mit einem Blütenmeer auf den Wiesen und der Obstbäume den Besucher ein. In der Zeit von Juni bis in den Herbst hinein tanzen Libellen, z. B die Rote Heidelibelle (Sympetrum sanguineum) über den kleinen Tümpeln oder huschen Zauneidechsen (Lacerta agilis), beim Sonnenbad unterbrochen, über die Wege.
Rote Heidelibelle (Sympetrum sanguineum)
Männliche Zauneidechse (Lacerta agilis)
Die Winterlandschaft mit Schnee oder Raureif strahlt eine intensive Ruhe aus.
Es ist nicht die unberührte Natur, die dieses Gebiet so reizvoll erscheinen läßt. Nein, es ist gerade die über Jahrhunderte vom Menschen geprägte Kulturlandschaft, die hier eine Artenvielfalt hat entstehen lassen, die schon bemerkenswert ist. Seit Generationen wurde das Nienhauser Tal landwirtschaftlich genutzt.
Niehausstelle: Hauptgebäude und ehemaliges Backhaus
Ausschlaggebend für eine Errichtung einer Hofstelle war wohl das Vorhandensein von Wasser in Form einer Quelle und eines kleinen, mäandrierenden Baches sowie eine recht gute Bodenbeschaffenheit. Bis 1993 wurden die Flächen mit immer größer werdender Intensivierung bewirtschaftet. Dann lief der letzte Pachtvertrag aus und der Landkreis Vechta nutzte die eimalige Chance, ein Refugium zu retten, welches heute eine herausragende Stellung für den Naturschutz im südlichen Oldenburger Münsterland besitzt.
Auch heute wird das Tal beweidet durch Hochlandrinder und Pferde
Trotz der ständigen Bewirtschaftung der Flächen, konnten sich in Randbereichen kleine Lebensgemeinschaften halten, die nach der Renaturierung der zuletzt vorhandenen Maisäcker, in die wieder neu entstandenen Obst- und Feuchtwiesen zurückkehrten. Die nassen Bereiche am Bach und im Quellbereich werden besiedelt von Fieberklee (Menynathes trifoliata), Sumpfblutauge (Potentilla palustris), Sumpfdotterblume (Caltha palustris) oder dem Bitteren Schaumkraut (Cardamine armara).
Ein besonderes Highlight der Flora der Nienhauser Talwiesen ist das letzte Vorkommen des Lungenenzians (Gentiana pneumonanthe).
Lungenenzian (Gentiana pneumonanthe)
Die trockeneren Randbereiche der Talwiesen sind ebenso eine Heimstatt für weitere gefährdete Pflanzenarten. Hier gedeihen zum Beispiel die Heidenelke (Dianthus deltoides), der Natternkopf (Echium vulgare) oder zwei weitere botanische Raritäten: der Kleine Klappertopf (Rhinanthus minor) und der Englische Ginster (Genista anglica).
Englische Ginster (Genista anglica)
Tierisches Leben existiert auf den Feucht- und Obstwiesen ebenfalls in einer großen Artenzahl. Besonders erwähnenswert sind die Vorkommen der Reptilien und Amphibien. In den Quellsümpfen und an den Tümpeln erschallt ab dem Frühjahr, in der Zeit von März bis Juli, ein lautstarkes Froschkonzert. Erdkröten (Bufo bufo) sind die ersten, die die Laichgewässer nach der Winterruhe erreichen. Zu Hunderten und Tausenden wandern sie aus der Umgebung heran und legen ihre Eischnüre in der Ufervegetation ab. Ab April gesellen sich der Kleine Wasserfrosch (Rana lessonae) und der Teichfrosch (Rana kl. esculenta) hinzu. Fast völlig entziehen sich die Molche dem Blick des interssierten Besuchers. Gleich 3 Arten finden sich zahlreich in Nienhausen zur Fortpflanzung ein: Berg- (Triturus alpestris), Teich- (Triturus vulgaris) und der seltene Kamm-Molch (Triturus cristatus).
Bedeutend sind auch die Vorkommen der Reptilien. Neben der häufigen Waldeidechse (Lacerta vivipara) findet man hier auch noch die Zauneidechse (Lacerta agilis) und die Blindschleiche (Anguis fragilis).
Kopfportrait einer Blindschleiche (Anguis fragilis)
Umgeben sind die Talwiesen von abwechslungsreichen Wäldern, die immer eine Wanderung wert sind. Neben den weit verbreiteten Nadelwäldern mit Rotfichte, Kiefer und Douglasie finden sich in kleineren Parzellen Mischwald oder reine Laubwälder. Besonders wichtige Baumarten für die heimische Tierwelt sind die Buche (Fagus sylvatica) und die Stieleiche (Quercus robur).
Die Wälder in der Umgebung der Nienhauser Talwiesen
Zahlreiche Insektenarten können nur auf diesen Bäumen fortbestehen, da sie sich an sie als Futterpflanze oder Jagdrevier darauf angepasst haben. Der markanteste Vertreter der heimischen Insektenwelt ist dabei wohl der Hirschkäfer (Lucanus cervus).
Der imposante Hirschkäfer (Lucanus cervus)
Auch viele Vogelarten haben sich diesen Wäldern in ihrer Lebensweise angenähert. So zimmert der Schwarzspecht fast ausschließlich seine Höhlen in die Rotbuche. Er ist damit Wegbereiter für eine Vielzahl weiterer Vogelarten, die die Höhlen als „Nachmieter“ nutzen. In Nienhausen sind dieses vor allem die Hohltaube (Columba oenas) und die Dohle (Corvus monedula).
Ein Dohlenpaar an seinem Brutbaum, einer Rotbuche
Neben diesen markanten und imposanten Baumarten gedeihen auch noch viele weitere Strauch- und Baumarten im Tal. So finden sich neben der häufigen Birke und Vogelbeere auch seltenere Arten, wie etwa der Traubenholunder (Sambucus racemosa). In ihrem dichten Astwerk nisten zahlreiche Kleinvogelarten, wie etwa das bekannte Rotkehlchen (Erithacus rubecula), die Mönchsgrasmücke (Sylvia atricapilla), Zaunkönig (Troglodytes troglodytes) oder die Heckenbraunelle.
Rotkehlchen (Erithacus rubecula)
Dieser kleine Ausschnitt der Tier- und Pflanzenwelt des Nienhauser Tales soll Anregung sein für eigene Erkundungen. Für weitere Exkursionen bieten sich Abstecher zur Dersaburg, einer frühmittelalterlichen Ringwallanlage, oder in das Naturschutzgebiet „Dammer Bergsee“ an. Beide Ziele liegen in unmittelbarer Nachbarschaft zu den Nienhauser Talwiesen und sind gut über die Wanderwege zu erreichen.
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